Die Geschichte der deutschen Schulen und Kindergärten

Die Geschichte des deutschen Schulwesens in Nordschleswig

Nach Ende des 1. Weltkrieges 1918 mit danach folgenden Volksabstimmungen im damaligen Landesteil Schleswig (Eider bis Königsau) zur Festlegung der heutigen deutsch-dänischen Staatsgrenze im Jahre 1920 hat der deutschgesinnte Bevölkerungsteil nördlich der neuen Staatsgrenze sich unmittel-bar nach der Grenzziehung als Minderheit etabliert. Vornehmste Aufgabe war, sich für den Erhalt deutscher Sprache und Kultur einzusetzen. Die Umsetzung dieser Aufgabe ruhte auf vielen Schultern, aber ein entscheidender Faktor war von Anfang an ein eigenes Schulwesen.

Der Artikel 76 im dänischen Grundgesetz legt fest, dass es keine staatliche Schulpflicht, sondern eine allgemeine Unterrichtspflicht gibt. Dadurch ist den Eltern ein in der Verfassung verbrieftes Recht gegeben, eine Schule nach ihrer Wahl zu wählen. Ja wenn sie es dann möchten, eine Privatschule zu gründen. Das haben die deutschgesinnten Eltern gewünscht und auch unmittelbar umsetzen können: So ist bereits am 4. Mai 1920 die Gründung des »Deutschen Schulvereins für Nordschleswig« erfolgt.

In den nachfolgenden Jahren und Jahrzehnten ist eine große Anzahl deutscher Schulen etabliert worden. An den Orten, wo die Deutschen zahlreich vertreten waren, wurden Kommunalschulen eingerichtet. Wo Deutsche verstreut wohnten, gründete man Privatschulen. Nachstehende Daten geben einen Eindruck von der Entwicklung bis 1945.

Im Juni 1945 wurden alle deutschen Schulen in Nordschlesiwg geschlossen und die Gebäude beschlagnahmt. Viele deutsche Eltern behielten ihre Kinder zunächst zu Hause, ehe sie sie in eine dänische Schule schicken mussten. Aber unmittelbar nach Kriegsende haben führende Persönlichkeiten der Volksgruppe auf einen Neubeginn der Schularbeit hingearbeitet.

deutsche Schulen in Nordschleswig. Foto: Harro Hallmann

Heute gibt es 13 deutsche Schulen in Nordschleswig. Foto: Harro Hallmann

Stand des deutschen Erziehungs- und Bildungswesens 1944:

59 Privatschulen: 1.845 Kinder
30 Kommunalschulen: 2.130 Kinder
Insgesamt 3.975 Kinder

1945: Gründung des Deutschen Schul- und Sprachvereins für Nordschleswig

Der Deutsche Schul- und Sprachverein für Nordschleswig (DSSV) ist am 1.8.1945 gegründet worden. Bereits ab Oktober 1946 konnten die ersten deutschen Privatschulen in Tondern, Hadersleben, Sonderburg und Seth ihre Tätigkeit aufnehmen. In den nachfolgenden Jahren wurden weitere Privatschulen gegründet. Hierunter auch die Deutsche Nachschule Tingleff (DNT) in der damaligen Trägerschaft des Volkshochschulvereins für Nordschleswig.

Mit den Bonn-Kopenhagener-Erklärungen von 1955 bekamen unsere Schulen das Examensrecht. 1959 konnte das Deutsche Gymnasium für Nordschleswig (DGN) seine Tätigkeit aufnehmen. Wenn jetzt bereits viele Schulen der deutschen Volksgruppe ihr 60-jähriges Schuljubiläum gefeiert haben, ist das ein Zeichen großer Kontinuität deutscher Schularbeit in Nordschleswig.

Im Jahr 2021 hatte die deutsche Minderheit:

13 Privatschulen im Verband des DSSV: 1.359 Kinder
1 Gymnasium (Träger: DSSV) 186 Schülerinnen bzw. Schüler
Deutsche Nachschule Tingleff (Träger: DNT) 97 Schülerinnen bzw. Schüler
Insgesamt: 1.642 Schülerinnen bzw. Schüler
Deutsche Schule Sonderburg_Foto: Harro Hallmann

Ein passendes Slogan. Zwei Sprachen – zwei Kulturen. Foto: Harro Hallmann

Die Geschichte der deutschen Kindergärten in Nordschleswig

Eine geschriebene Geschichte der deutschen Kindergärten liegt noch nicht vor. Aber die ersten Kindergärten sind bereits vor mehr als 100 Jahren eingerichtet worden. Das war in den Städten und noch bevor es eine deutsche Volksgruppe gab. Nach 1920 war es in den Städten üblich, sowohl deutsche wie auch dänische Kindergärten zu betreiben.

Die mit Abstand älteste Einrichtung ist der Deutsche Kindergarten »Warteschule« in Hadersleben (gegründet 1865). In den anderen nordschles-wigschen Städten gab es jedoch auch deutsche Kindergärten. In Apenrade z.B. gab es das »Kommunale tyske Børneasyl« in der Petersilienstraße. Gleich um die Ecke lag eine entsprechende dänische kommunale Einrichtung.

Die deutsche Einrichtung wurde bereits vor Kriegsende (1943) in eine Unterkunft für Flüchtlinge umfunktioniert. Mit der Kapitulation 1945 folgte die Rechtsabrechnung Dänemarks gegenüber der deutschen Volksgruppe, u.a. wurden die deutschen Einrichtungen geschlossen und deutsches Kapital beschlagnahmt.

Aber schon Anfang der 50-er Jahre konnten die ersten Neugründungen erfolgen. Die typische Vorgehensweise war dabei, dass eine Elternschaft sich um die Etablierung eines Kindergartens bemühte. Hatten sich genügend Eltern mit Kleinkindern zusammengefunden, wurde nach einem geigneten Haus Ausschau gehalten und danach ein Kindergartenverein mit Satzungen, Vorstand usw. gegründet. Die Elterngruppe hat normalerweise schon in der Vorbereitungsphase die Unterstützung und Beratung durch den DSSV gesucht und bekommen. So sind die deutschen Kindergartenvereine immer auch gleich Mitglied des DSSV.

Deutscher Kindergarten_Foto: Harro Hallmann

Foto: Harro Hallmann

Die heutigen Kindergärten des DSSV sind allesamt in der Trägerschaft von Vereinen mit eigener Satzung, Vorstand und Generalversammlung. Die Institutionen werden gefördert und insbesondere in Personalangelegenheiten betreut. Was für die Lehrerversorgung an den nordschleswigschen Schulen die Pädagogische Hochschule Flensburg bedeutet hat, gilt fürwahr im besonderen Maße für die Ausbildung der Kindergärtnerinnen an der früheren Frauenfachschule in Flensburg. Erwähnen sollte man in dieser Verbindung auch die Bedeutung der Hauswirtschaftslinie (Volkshochschulkursus) an der Deutschen Nachschule in Tingleff. Junge Nordschleswigerinnen konnten, bei einem guten Abschluss und einer Empfehlung des Leiters Dr. Paul Koopmann, an der Frauenfachschule aufgenommen werden. Viele dieser Absolventen sind anschließend jahrzehntelang in unseren Kindergärten leitend tätig gewesen.

Durch den DSSV werden die Kindergartenvereine und deren Einrichtungen gefördert und beraten. Als körperschaftseigene Einrichtung (Stiftung) hat der überwiegende Teil der Kindergärten heute eine kommunale Übereinkunft und damit auch eine kommunale Anerkennung. Die Kosten werden zu zwei Drittel von der Kommune getragen und der Elternbeitrag entspricht einem Drittel. Im geringen Umfang bekommen Kindergärten Zuschüsse aus dem Volksgruppenhaushalt.

Einige wenige Kindergärten haben keine kommunale Überkunft, sondern bekommen einen Pro-Kind-Zuschuss von der Kommune. Bei diesen Kindergärten ist der Zuwendungsbedarf erheblich.

Unsere 19 Kindergärten betreuen etwa 660 Kinder. Die Betreuung ist soweit möglich dem Elternbedarf angepasst. Normalerweise haben die Kindergärten von 6.30 Uhr bis in die Nachmittagsstunden geöffnet. Viele Kindergärten bieten auch eine Babystube an und andere wiederum übernehmen die Betreuung der jüngsten Schulkinder nach dem Schulbesuch.