Volksabstimmung und neue Grenze 1920
Nach dem Ersten Weltkrieg und den Volksabstimmungen im Jahr 1920 wurde die heutige Grenze zwischen Deutschland und Dänemark festgelegt. Dabei blieb ein Teil der deutschgesinnten Bevölkerung nördlich der neuen Grenze – also in Dänemark – zurück. Diese Menschen sahen sich nun als Minderheit und wollten ihre Sprache und Kultur bewahren.
Von Anfang an war klar: Bildung spielt dabei eine zentrale Rolle. Viele haben sich engagiert, aber besonders wichtig war ein eigenes Schulwesen.
Recht auf eigene Schulen
Das dänische Grundgesetz erlaubt es Eltern, selbst zu entscheiden, wie und wo ihre Kinder unterrichtet werden – sogar eigene Schulen zu gründen, wenn sie möchten. Genau das haben die deutschgesinnten Eltern getan: Schon am 4. Mai 1920 wurde der Deutsche Schulverein für Nordschleswig gegründet.
Dort, wo viele Deutsche lebten, wurden öffentliche Schulen eingerichtet. In Gegenden mit weniger Deutschen entstanden Privatschulen.
Schwierige Zeiten und Neuanfang nach 1945
Doch im Juni 1945, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, wurden alle deutschen Schulen in Nordschleswig geschlossen und die Gebäude beschlagnahmt. Viele Eltern ließen ihre Kinder zunächst zu Hause, bevor sie sie in dänische Schulen schicken mussten.
Trotzdem wurde schnell wieder an einem Neuanfang gearbeitet – engagierte Persönlichkeiten der Volksgruppe setzten sich direkt nach Kriegsende für den Wiederaufbau des Schulwesens ein.

Stand des deutschen Erziehungs- und Bildungswesens 1944:
| 59 Privatschulen: | 1.845 Kinder |
| 30 Kommunalschulen: | 2.130 Kinder |
| Insgesamt | 3.975 Kinder |
1945: Gründung des Deutschen Schul- und Sprachvereins für Nordschleswig
Der Deutsche Schul- und Sprachverein für Nordschleswig (DSSV) ist am 1.8.1945 gegründet worden. Bereits ab Oktober 1946 konnten die ersten deutschen Privatschulen in Tondern, Hadersleben, Sonderburg und Seth ihre Tätigkeit aufnehmen. In den nachfolgenden Jahren wurden weitere Privatschulen gegründet. Hierunter auch die Deutsche Nachschule Tingleff (DNT) in der damaligen Trägerschaft des Volkshochschulvereins für Nordschleswig.
Mit den Bonn-Kopenhagener-Erklärungen von 1955 bekamen unsere Schulen das Examensrecht. 1959 konnte das Deutsche Gymnasium für Nordschleswig (DGN) seine Tätigkeit aufnehmen. Wenn jetzt bereits viele Schulen der deutschen Volksgruppe ihr 60-jähriges Schuljubiläum gefeiert haben, ist das ein Zeichen großer Kontinuität deutscher Schularbeit in Nordschleswig.
Im Jahr 2024 hatte die deutsche Minderheit:
| 13 Privatschulen im Verband des DSSV: | 1.506 Kinder |
| 1 Gymnasium (Träger: DSSV) | 194 Schülerinnen bzw. Schüler |
| Deutsche Nachschule Tingleff (Träger: DNT) | 107 Schülerinnen bzw. Schüler |
| Insgesamt: | 1.807 Schülerinnen bzw. Schüler |

Geschichte der deutschen Kindergärten in Nordschleswig
Die mit Abstand älteste Einrichtung ist der Deutsche Kindergarten »Warteschule« in Hadersleben (gegründet 1865). In den anderen nordschleswigschen Städten gab es jedoch auch deutsche Kindergärten. In Apenrade z.B. gab es das »Kommunale tyske Børneasyl« in der Petersilienstraße. Gleich um die Ecke lag eine entsprechende dänische kommunale Einrichtung.
Die deutsche Einrichtung wurde bereits vor Kriegsende (1943) in eine Unterkunft für Flüchtlinge umfunktioniert. Mit der Kapitulation 1945 folgte die Rechtsabrechnung Dänemarks gegenüber der deutschen Volksgruppe, u.a. wurden die deutschen Einrichtungen geschlossen und deutsches Kapital beschlagnahmt.
Aber schon Anfang der 50-er Jahre konnten die ersten Neugründungen erfolgen. Die typische Vorgehensweise war dabei, dass eine Elternschaft sich um die Etablierung eines Kindergartens bemühte. Hatten sich genügend Eltern mit Kleinkindern zusammengefunden, wurde nach einem geigneten Haus Ausschau gehalten und danach ein Kindergartenverein mit Satzungen, Vorstand usw. gegründet. Die Elterngruppe hat normalerweise schon in der Vorbereitungsphase die Unterstützung und Beratung durch den DSSV gesucht und bekommen. So sind die deutschen Kindergartenvereine immer auch gleich Mitglied des DSSV.

Die Kindergärten heute
Die heutigen Kindergärten des DSSV sind allesamt in der Trägerschaft von Vereinen mit eigener Satzung, Vorstand und Generalversammlung. Die Institutionen werden gefördert und insbesondere in Personalangelegenheiten betreut. Was für die Lehrerversorgung an den nordschleswigschen Schulen die Pädagogische Hochschule Flensburg bedeutet hat, gilt fürwahr im besonderen Maße für die Ausbildung der Kindergärtnerinnen an der früheren Frauenfachschule in Flensburg. Erwähnen sollte man in dieser Verbindung auch die Bedeutung der Hauswirtschaftslinie (Volkshochschulkursus) an der Deutschen Nachschule in Tingleff. Junge Nordschleswigerinnen konnten, bei einem guten Abschluss und einer Empfehlung des Leiters Dr. Paul Koopmann, an der Frauenfachschule aufgenommen werden. Viele dieser Absolventen sind anschließend jahrzehntelang in unseren Kindergärten leitend tätig gewesen.
Durch den DSSV werden die Kindergartenvereine und deren Einrichtungen gefördert und beraten. Als körperschaftseigene Einrichtung (Stiftung) hat der überwiegende Teil der Kindergärten heute eine kommunale Übereinkunft und damit auch eine kommunale Anerkennung. Die Kosten werden zu zwei Drittel von der Kommune getragen und der Elternbeitrag entspricht einem Drittel. Im geringen Umfang bekommen Kindergärten Zuschüsse aus dem Volksgruppenhaushalt.
Einige wenige Kindergärten haben keine kommunale Überkunft, sondern bekommen einen Pro-Kind-Zuschuss von der Kommune. Bei diesen Kindergärten ist der Zuwendungsbedarf erheblich.
Unsere Kindergärten betreuen insgesamt etwa 600 Kinder. Die Betreuung ist soweit möglich dem Elternbedarf angepasst. Normalerweise haben die Kindergärten von 6.30 Uhr bis in die Nachmittagsstunden geöffnet. Viele Kindergärten bieten auch eine Babystube an und andere wiederum übernehmen die Betreuung der jüngsten Schulkinder nach dem Schulbesuch.